Freitag, 25.01. 2002
Den Vormittag verbringe ich am Strand und lese
mein Buch "Therese Raquin" von Emile Zola zu Ende.
Um 13 Uhr war ich bei Brahim Oubraim, einem Souvenierhändler in der Nähe des
Hotels Beach CLub verabredet. Er hatte mich eingeladen, zusammen mit seiner
Familie Couscous zu essen, was man traditionell immer am Freitag zu sich nimmt. Diese Einladung konnte ich doch nicht ausschlagen,
schließlich wollte ich das richtige Leben der Marokkaner kennenlernen und nicht
nur faul am Strand herumliegen.
Brahims Familie wohnt ganz am östlichen Ende von Agadir. Die Häuser sind sehr
einfach eingerichtet.
Das Wohnzimmer besteht aus zwei nur durch eine angedeutete Trennwand geteilten
Zimmern. Das zum östlichen Fenster liegende Zimmer ist ringsum mit
Sitzgelegenheiten ausgestattet. In der Mitte des Raumes steht ein großer Tisch.
Im weiten Raum sind ebenfalls ringsum Sitzgelegenheiten angeordnet und ein Tisch
steht wieder in der Mitte. Dieser Raum ist dem Alltag vorbestimmt und besitzt
als Ausnahme in einer Ecke einen Schrank, auf dem sich der Fernseher befindet.
Der Marokkaner ist fußballbegeistert, deshalb verwundert es nicht, daß selbst
beim Essen auf dem Fernseher Fußball läuft.
Nach dem Couscous gibt es Obst und etwas später das Nationalgetränk der
Marokkaner, den Pfefferminztee aus frischen Minzeblättern und grünem Tee (Thé
à la menthe), der mit einem
weiteren Kraut angereichert wird, welches gut für den Magen und das Herz sein
soll. Es hat den Geruch ähnlich des bei uns bekannten Bärwurz. Der
Thallus der Pflanze ist graublaugrün.
Zum Tee wird Mandel- und Honiggebäck gereicht.
Im "Esszimmer" hängt an der Wand ein großes Bild des bereits
verstorbenen Vaters von Brahim und in einem Bilderrahmen der Koran mit einer
aufgeschlagenen Sure.
Gegen 16 Uhr machten Brahim und ich sich wieder auf den Weg zum Strand. Bei der
Gelegenheit führte mich Brahim noch durch den Souk, den großen Markt, in dem
es alles gibt, was man sich nur vorstellen kann. Auf diesem Markt spürt man,
das die Menschen hier noch miteinander und füreinander leben. Niemand wird
bestohlen, wenn er etwas irgendwo liegen lässt. Wenn etwas gestohlen wird, dann
geht das eher auf das Konto eines diebischen Touristen.