Mittwoch, 23.01.2002

Der Taxifahrer holte mich pünktlich um 8 Uhr am Hotel ab. Wir verhandelten noch einmal den vereinbarten Preis von 1200 Dirham nach und einigten uns auf 1000 Dirham, das sind 100 €. 

Zunächst ging die Fahrt durch die Tiefebene hindurch, die dem Gebirge bis zum Meer vorgelagert ist. 
Die Ebene wird zum größten Teil landwirtschaftlich genutzt. Es gibt nicht besonders sehenswertes zu Bestaunen, abgesehen davon, daß man bei Ortsdurchfahrten einen ersten Eindruck vom wirklichen Leben der Marokkaner erhält, wenn man an den kleinen Werkstätten in den Vororten Agadirs vorbei fährt. Überall wird gewerkelt, gedrechselt, geschweißt, gesägt, gehämmert.   Wenn es etwas in Marokko gibt, dann ist es noch echtes Handwerk. Erst mit Beginn der ersten Ausläufer des Gebirges erblickt man schön gelegene Dörfer an den Hängen.  

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Auch der Fels an sich und die spärliche Vegetation ziehen die Blicke immer wieder auf sich. 

 

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Schnell tut sich einem die Frage auf, wie es wohl in dieser kargen, trockenen Landschaft dennoch möglich ist, leben zu können und sich mit allem Notwendigen zu versorgen. Während der Rundreise erhält man auf diese Frage so manche Antwort. Mit Wasser versorgt sich das Bergvolk zumeist aus Brunnen. Die Frauen schleppen das Wasser in großen Gefäßen manchmal mehrere Kilometer zu ihren Wohnbehausungen.

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 Fleisch und Milch geben die Ziegen und Schafherden, die sehr zahlreich anzutreffen sind. Um an Futter heran zu kommen, wagen die Ziegen oftmals akrobatische Kletterkunststücke auf den mit Dornen besetzten Arganienbäumen (eine Art von dornigen Eisenholzbäumen), aus denen wertvolles rötliches Öl gewonnen wird. 

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Das Öl wird aus den Kernen der Arganienfrüchte gewonnen. Da das sammeln der Früchte an dem dornigen Baum sehr mühsam wäre, bedient sich der Marokkaner einer List, er läßt die Ziegen die Früchte abfressen und suchst sich später die Kerne aus den Ausscheidungsprodukten heraus um sie anschließend zu pressen. So jedenfalls wurde mir das berichtet.
 
Obst und Gemüse wird in den Bergen auf terrassenartigen Flächen angebaut, die ihr Wasser wohl aus wasserführenden Schichten des Kalkgebirges beziehen. 

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Regen gibt es hier so gut wie nie. Etwa alle 10 Jahre ist in Kammlagen nur kurz mit Schnee zu rechnen. Als Transportmittel wird häufig der Esel eingesetzt. Die Frauen schleppen schwere Reisigbündel auf ihren Rücken, die sie zum Feuermachen zum Kochen benötigen. Baumaterial wird von den Männern mit alten Pritschenwagen aus den weiter entfernt liegenden Städten herangefahren. Die erste Stadt, die wir erreichen ist Biougra. Danach folgen Ait Baha, Tioulit und schließlich Tafraoute, die Perle des Anti-Atlas. Tafraoute liegt wunderschön vor einem Granitfelsen. 

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Unterwegs gibt es viel zu bestaunen. Besonders gut gefiel mir eine alte Kasbah, die auf dem Weg hinauf zum Kamm des Gebirges lag. Kasbah ist der arabische Begriff für eine Wohnburg und Speicherburg der Berber. Im unteren Teil dieser Burgen waren die Ställe und Platz für landwirtschaftliche Geräte. Darüber sind Speicherräume und darüber der Wohnbereich angeordnet. Ganz oben gibt es eine Dachetage. Zum Bau solcher Kasbahs werden Bruchsteine, luftgetrocknete Lehmziegel und Stampflehm verwendet.

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Während der Sommerzeit sind die Berber als Nomaden auf Wanderschaft und lassen ihr Hab  und Gut in den Kasbahs zurück.  Entlang der Serpentinenstrasse fallen immer wieder Mandelbäume auf, die gerade herrlich blühen. Die bizarren Felsformationen der Granitfelsen in Tafraoute versetzen mich in Staunen. Der Ort liegt in 1200 m Höhe und ist einer der reizvollsten Ausflugziele Marokkos im Herzen des Anti-Atlas. Einige der Häuser des Ortes stehen direkt auf Granitfelsen und fügen sich in den Fels schön ein. Der Ort ist durchzogen mit Oasengärten in denen Palmen, Olivenbäume, Mandelbäume und vieles andere wächst.  Am Mittwoch ist Souk (Wochenmarkt) im Ort. Im Ort gibt es einen Teppichhändler, der mit echten, sehr schönen Berberteppichen handelt. Besonders aufwendig verarbeitet sind Teppiche, die nochmals überstickt sind, damit sich der Sand der Sahara nicht im Teppich festsetzen kann, wenn die Berber auf Wanderschaft sind. Sahid, der Händler, ist ein ausgesprochenes Verkäufertalent. Man hat es schwer,  ihm  konsequent den Kauf eines Teppichs auszuschlagen. Die Symbolik auf den Teppichen erzählt von den Heilkräutern, die die Berber zur Heilung von Krankheiten während der Wanderschaft nutzen. Auf der Strasse nach Süden kommt man zum Weiler Agard Oudad. Dort befinden sich märchenhafte Felsgruppen aus rosafarbenem Granit.  Einige ragen wie spitze Finger in den Himmel. An einem Felsen meint man ein großes Gesicht zu erkennen.  

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Weiter talabwärts folgen die Städte Tiffermit, Thirmi und Tiznit. Letztere hat eine gut erhaltene vollständige Stadtmauer. 

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Innerhalb der Mauern pulsiert das Leben. Gleich an einem der Stadttore gibt es eine Silberschmiede in der man filigran gearbeiteten sehr schönen Schmuck kaufen kann. Gleich am Eingang führt ein Araber vor, wie er die "Hand der Fatima" aus feinem Draht formt. Diese Hand soll göttliche, heilbringende Kraft besitzen, so wie es der Glaube der Berber an die Baraka (Segen) bestimmt. Amuletten haftet die Baraka an. So bringt Silber beispielsweise Glück und Gold dagegen nicht. Der Hand der Fatima, der Tochter des Propheten Mohammed, die von 606 bis 632 n. Chr. lebte,  wird demnach eine sehr große Baraka zugeschrieben.  Anhänger dieser mystischen Elemente des Islam gehören der Glaubensrichtung des Sufismus an. Sufi bedeutet "der mit einem Wollkleid bekleidete". 
In nördlicher Richtung von Tiznit befindet sich eine große Sanddüne. Dort bekommt man wenigstens einen klitzekleinen Eindruck, wie Wüste aussieht.            

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Mohamed, mein Reisebegleiter