Dienstag, 22.01.2002

Mit dem "Guten-Abend-Ticket" der Deutschen Bahn beginnt meine Reise am Abend des 21.01.2002  um 23.35 Uhr ab dem Bahnhof Jena-Paradies. Zum Glück hatte ich das Ticket schon am Freitag zuvor am Schalter besorgt, denn am Abend ist der Schalter nicht besetzt und dann gibt es auch kein "Guten-Abend-Ticket" zu ermäßigtem Preis. Aber selbst der ermäßigte Preis ist hoch genug, stolze 
32,60 €  zahlt man für eine Fahrt von Jena nach Nürnberg. Mit mir habe ich noch ca. 5 weitere Reisende im Zug ausmachen können. Offensichtlich hält es die Bahn für effektiver des nachts unbesetzte Züge quer durch ganz Deutschland zu schicken, als diese zu Zeiten einzusetzen, wo sie tatsächlich gebraucht werden.  

Gegen 1.55 Uhr kommt der Zug in Nürnberg an. Mein Flugzeug hebt erst 8.30 Uhr ab. Was bis dahin machen?  Da der Hauptbahnhof von Nürnberg nicht gerade einladend aussieht, kein Bistro geöffnet ist, außerdem um diese Zeit keine U-Bahn mehr fährt, nehme ich für 13 € ein Taxi zum Flughafen.  Im Flughafengebäude kein Mensch zu sehen, überall sind die Schalter unbesetzt. Bei den Bistro's sind die Stühle hochgestellt. Ein freundlicher Mitarbeiter des Flughafenpersonals empfahl mir die etwas gepolsterten Stuhlreihen eine Etage höher, auf denen man sich bis zur Öffnung der Schalter hinlegen konnte. Gegen 5 Uhr kommt langsam Bewegung in  den Flughafen. Die ersten Check-in-Schalter werden besetzt, das Bistro öffnet leider noch nicht. Nur für Bedienstete des Flughafens schenkt die bärbeißige Dame schon mal einen Kaffee aus.  Der Schalter des Reisebüros Thomas Cook, an dem mein Flugticket hiterlegt ist, liegt natürlich genau am gegenüberliegenden Ende zu meinem Check-In-Schalter. Zum Glück konnte ich einen Gepäckwagen finden, auf dem ich meinen schweren Rucksack bequem fahren konnte. Weil ich der Allererste war, der nach Marokko eincheckte, konnte ich mir einen schönen Fensterplatz im Flugzeug aussuchen. 

Das Flugzeug hob pünktlich ab, es gab keine Komplikationen. Ich bezog meinen Fensterplatz und hatte während des Fluges die ganze Sitzreihe für mich alleine. Über Frankreich und den  Pyrenäen hatten wir eine herrliche Sicht. Der Himmel war wolkenlos.  Das ganze riesige Felsmassiv der Gebirgskette lag unter mir. Auch die Überquerung der Strasse von Gibraltar war sehr beeindruckend. Kaum war man noch in Europa, schon ist man in Afrika. In Marokko flogen wir nahe an Rabat und Casablanca vorbei, die man sehr gut sehen konnte. Auch war das schneebedeckte Atlasgebirge im Osten gut zu sehen. 

Die karge Landschaft und die fast gitternetzförmig darauf angeordneten Bäume sahen aus, als ob man auf eine Modelleisenbahnanlage schaute, auf der schön gleichmäßig die Laubbäume als Schmuck verteilt worden sind. Das es hier im Sommer sehr heiß sein muß, sieht man. In den Niederungen versuchen die Bauern dem kargen Land das letzte abzuringen, in dem sie es künstlich bewässern. Mehr Wasser, als aus dem Gebirge durch Schneeschmelze abfließt gibt es selten, da Regen wirklich eine Seltenheit im Süden Marokkos ist. Nach der Landung spürt man sofort beim Ausstieg aus dem Flugzeug die wohltuende Wärme und die herrliche Sonne. In der Empfangshalle dauerte es ewig, bis wir unsere Stempel im Pass hatten. Muslime haben Zeit, was sonst. Am Ausgang des Flughafens wurden wir von einem Reisebegleiter empfangen und zum Bus Nr. 115 geschickt. Der Kleinbus fuhr nun alle Hotels an und lieferte mich als allerletzten im Hotel Atlantic in Agadir ab. Das Hotel liegt mehr im Stadtzentrum und ist deshalb etwas preiswerter. Die wenigen Worte, die ich den Portier auf arabisch anzusprechen versuchte, verhalfen mir dazu, ein Zimmer zum Garten hinaus zu erhalten. Außerdem sprach der freundliche Herr plötzlich deutsch, was zumindest im Tourismus tätige Marokkaner in Agadir oft können.
Das Zimmer ist einfach, es hat zwei getrennt stehende Betten, eine etwas undichte Dusche, aus der aber zumindest warmes Wasser zu fließen scheint, die Glühbirnen funktionieren alle, auch die Klospülung geht. Da ich hier ja nur schlafen will, soll das genügen. 

Die Unterkunft:  dia-183.jpg (19404 Byte)

 

Erste Fotos:

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Im Hotel wohnt seit Jahren ein Rentner aus Rheinland Pfalz, namens Otto, der hier schon so gut wie seinen Wohnsitz aufgeschlagen hat.  Er gab mir gute Tipps, wo man abseits der extra für die Touristen eingerichteten Restaurants gut und preiswert essen gehen kann.  Er empfahl das Les Arcades in der Avenue Allal Ben Abdallah, welches auch im Beadeker Reiseführer lobend erwähnt wird. Es gibt dort marokkanische und französische Spezialitäten.  Zu den marokkanischen Leckerbissen gehören die Tajine, ein in einer extra dafür hergestellten kegelförmigen Tonform, die oben ein Dunstabzugsloch hat, gegartes Gericht aus Gemüse und Fleisch, ebenso wie der Couscous, der aus Maisgries und viel Gemüse hergestellt wird. 

Am Abend sprach ich einen Taxifahrer an und vereinbarte mit ihm für Mittwoch eine Fototour durch den Anti-Atlas. Es soll eine Rundreise von ca. 400 km über Tafraoute, Tirhmi und  Tiznit wieder nach Agadir werden.